Auf dem Rheingau Musik Festival war im Kloster Eberbach der Kreuzchor zu erleben – einer der Chöre, der beim Fokus: Knabenchöre auftrat. Das Programm bestand aus einer Auswahl geistlicher Werke vom Frühbarock bis zur Avantgarde. Herausfordernd, aber auch nicht ungewöhnlich für einen Chor dieser Güte.
Es begann mit Heinrich Schütz, dann folgten Motetten von Bach, Homilius, nochmals Schütz dann Brahms.
Zunächst hatten mir die Kruzianer nicht so gefallen – erst mit dem Homilius hatte ich den Eindruck, dass sie nun einander zuhörten und miteinander sangen; besonders der Sopran war nicht sehr konzentriert. Das kann natürlich auch an der langen Reise und den Temperaturen gelegen haben. Einige der Jungs mussten kurzfristig pausieren.
Kurz vor der Pause kündigte dann aber Kreuzkantor Roderich Kreile zwei Werke seiner Schützlinge an. Zunächst erklang die Motette Verleih uns Frieden von Anton Matthes, die er auch selbst dirigierte. Der 16jährige Kruzianer hatte das Stück im Februar als Antwort auf den russischen Krieg in der Ukraine geschrieben. Das war bereits sehr beeindruckend und tatsächlich gelang es dem Publikum hier auch einmal mucksmäuschenstill zu sein!
Nach der Pause dirigierte dann Karl Pohland sein Vater unser im Himmel, für das er im Juni mit dem Rudolf-Mauersberger-Stipendium ausgezeichnet wurde. Karl Pohland ist Chorpräfekt und hat gerade sein Abitur gemacht. Für mich ist es faszinierend zu sehen, dass es offenbar möglich ist, nebenbei noch so ein fantastisches Werk zu schreiben!
Anschließend war es dann wieder an Roderich Kreile die weiteren Stücke zu dirigieren, von Alfred Schnittke, Arvo Pärt, Tschaikowski, Brucker und Mendelssohn Bartholdy. Gerade der Ausflug in die Moderne und Avantgarde war gut gelungen und die Motette Os justi von Anton Bruckner einfach traumhaft! Also Zugabe war dann noch das Abendlied von Josef Gabriel Rheinberger zu hören.
Für Roderich Kreile war es wie für seine Abiturienten eins der letzten Konzerte mit den Kruzianern. Er wurde bereits offiziell verabschiedet und geht nun in Rente. Ab September wird Martin Lehmann das Amt des Kreuzkantors ausüben.
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